Im Kapitel 11 wurden Indikatoren für die Bonitätsbewertung diskutiert. Immer wenn eine Unternehmung Fremdkapital aufnimmt, interessieren sich die Gläubiger für die Bonität, aber auch für die Sicherheiten (Kapitel 12). Diese und weitere Größen fließen dann in die Bonitätsprüfung (Kapitel 9) ein. Praktikant Klein fragt nun, ob Herr Meyer oder Frau Müller wissen, wie z.B. eine Geschäftsbank dies im Detail machen würden. Frau Müller antwortet, dass dies ein gut gehütetes Geheimnis ist. Welche Indikatoren wie gewichtet werden, erfährt man nicht. Manche sprechen diesbezüglich von einem "Black-box-Verfahren". Klein stellt fest, dass der Aufwand für die Gläubiger ziemlich hoch ist. Dies kann Herr Meyer nur bestätigen und erklärt, dass die durch diese Prüfung entstanden Kosten für die Bank Fixkosten sind. Sie fallen bei einem Kredit in Höhe von einer Millionen genauso an wie bei einem Kredit in Höhe von 100.000€.
Praktikant Klein strahlt und sagt, dass dann der jeweilige Zinssatz für einen Kredit mit höherem Volumen geringer sein müsste als der für einen mit einem kleineren Volumen. Frau Müller sagt, dass es gut sei nichts wegzuwerfen und zieht ein Blatt mit einer Grafik aus der Schublade.
Klein schaut sich das Bild an und sagt: "Die blaue Linie, die die hohen Kreditvolumen darstellt liegt tatsächlich immer über der grauen." Es sind im Durchschnitt über all die Jahre 0,22%-Punkte, sagt Frau Müller. Mit zunehmendem Volumen sinken sozusagen die durchschnittlichen Fixkosten je Euro Kredit. Dann müssten aber Kleinkredite sehr "teuer" sein, meint Klein. Frau Müller lacht. Wir sind hier keine Bankfachleute, aber ich denke, dass der Ausfall eines Kleinkredits für eine Bank nicht ganz so schlimm im Vergleich zu einem Großkredit ist. Die Bonitätsprüfungen für Kleinkredite sind deshalb auch nicht ganz so aufwendig.
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