Verschuldungsgrad deutscher Unternehmen Frau Müller und Herr Meyer wollen nun vom Praktikanten Klein wissen, ob es Vergleichszahlen zum Verschuldungsgrad (Kapitel 3 und 11 im Buch) gibt. Der Verschuldungsgrad $$ V = \frac{FK}{EK}$$ von Taxi M&M läge bei 3,5, so dass viel mehr Fremdkapital (FK) als Eigenkapital (EK) eingesetzt wird. Klein erläutert, dass die Deutsche Bundesbank in einer Fachserie eine Menge Unternehmensdaten veröffentlicht, aus denen man auch den Verschuldungsgrad berechnen könnte. Die Bundesbank weist in der Statistischen Fachserie „Jahresabschlussstatistik (Verhältniszahlen – vorläufig)“ vom Mai 2021, die Eigenmittel, die Verbindlichkeiten und die Rückstellungen aus. Wenn man die Rückstellungen zu den Verbindlichkeiten zählt, erhält man das Fremdkapital, die Eigenmittel entsprechen dann dem Eigenkapital. Klein erläutert, dass der Verschuldungsgrad aller (hochgerechnet) deutscher Unternehmen im Jahr 2019 bei 2,0 lag. Der Verschuldungsgrad der Kapitalgesellschaften lag bei 1,9 und bei den Nicht-Kapitalgesellschaften bei 2,8.
Herr Meyer ist erstaunt, dass die Werte unter denen von Taxi M&M liegen würden. Klein beschwichtigt, man müsse bei der Interpretation der Durchschnittswerte vorsichtig sein. Für Taxi-Unternehmen gibt es in der Veröffentlichung keine Angaben, nur für den Bereich „Landverkehr und Transport in Rohrfernleitungen“. Über alle darin enthaltenen Unternehmen lag der Verschuldungsgrad 2019 bei 1,5. Darin enthalten seien aber auch Eisenbahnen. Eher zutreffend seien die Unternehmen mit einem Umsatz bis 2 Mio. €. Hier lag der Verschuldungsgrad bei 2,6. Also nicht so weit entfernt. Dennoch könnte man sich längerfristig Gedanken machen, den Verschuldungsgrad etwas zu senken, meint Klein und lächelt die Beiden an.
Allgemein lässt sich mit aller Vorsicht sagen, dass mit hohem Anteil des Anlagevermögens auch der Verschuldungsgrad nieder ist. Umgekehrt gilt mit geringem Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen, steigt der Verschuldungsgrad. Gemäß der Goldenen Bilanzregel sollten sich Anlagekapital und Eigenkapital (mit langfristigem Fremdkaital) entsprechen.
So wiesen Unternehmen mit mehr als 50 Mio. € Umsatz im Baugewerbe einen Verschuldungsgrad von 5,1 auf, ihr Anlagevermögen betrug aber 2019 auch nur etwas mehr als 9% am Gesamtvermögen. Im Bereich „Forschung und Entwicklung“ hingegen ist der Anteil des Anlagevermögens sehr hoch (fast 40%), der Verschuldungsgrad lag 2019 bei etwa 0,7.
Die Geschäftsbanken haben detaillierte Angaben zu den Unternehmenszahlen und können dann insbesondere für die Bonitätsbewertung auf Branchenvergleiche zurückgreifen.