
Kapitel 01 – Ein Unternehmen als Grundlage
2. März 2021
Kapitel 03 – Grundwissen zur Investitionsrechnung
3. März 2021Jede und jeder von uns hat Ziele. Die meisten Studierenden wollen einen erfolgreichen Abschluss erhalten, möglicherweise auch einen nette Partnerin oder Partner kennenlernen und die Studienzeit genießen. Natürlich gibt es noch viele Ziele mehr. Man sollte sich schon Gedanken machen, welche Ziele man anstreben will, um nicht „ziellos“ durchs Leben zu gehen. Im täglichen Leben ist man sich manchmal nicht im Klaren, das zwischen diesen Zielen unterschiedlichen Beziehungen bestehen. Zielharmonie ist die angenehmste Form. Auf dem Weg einen erstrebenswerten Zustand (Ziel) zu erreichen, wird ein weiteres Ziel mit erreicht. Zielneutralität bedeutet, dass das Streben nach einem Ziel das andere Ziel nicht tangiert. Zielkonflikte sind problematisch, da man sich mit dem Streben nach dem einen Ziel von der Zielerreichung des anderen Ziels entfernt. Kann man zwei Ziele nicht gleichzeitig vollständig erreichen, beginnt das Problem der Optimierung – ganz typisch für die Betriebswirtschaftslehre. Ein sehr banales Beispiel für einen Konflikt ist der Zielkonflikt zwischen dem Ziel „Maximales Einkommen“ und dem Ziel „Maximale Freizeit“. Mit jeder Stunde, die man mehr arbeitet, erhöht sich das Einkommen, aber es sinkt die Freizeit und umgekehrt.
Frau Müller und Herr Meyer müssen zwischen den Zielen Liquidität, Rentabilität, Sicherheit und Unabhängigkeit abwägen – ein Prozess, der nicht immer einfach und konfliktfrei ist.
Aufgabe 2.1
Was wird in der Fachliteratur als Ziel betrachtet? Welche sind die vier großen Ziele, die jede Unternehmung verfolgt?
In der jetzigen Zeit der Pandemie hört man zum Abschied oft: „Bleib gesund“. Gesund zu sein ist sicher ein Ziel. Viele hoffen nicht darauf, dass dieses Ziel von alleine erreicht wird, sondern treiben Sport, ernähren sich bewusst und trinken und rauchen nicht. Manche träumen z.B. vom Eigenheim und/oder Auto und sparen deshalb. So wie es persönliche Ziele gibt, gibt es auch Unternehmensziele. Auch Unternehmen können eine Vielzahl von Zielen haben. Augenblicklich wird das Ziel „Nachhaltigkeit“ oder auch die „Soziale Verantwortung“ diskutiert. Nicht jede Unternehmung muss die gleichen Ziele haben. Die vier Ziele „Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit (Liquidität)“, „Rentabilität“, „Sicherheit“ und „Unabhängigkeit“ dürften die meisten Unternehmen haben. Allerdings sind sie in der jeweiligen Unternehmung unterschiedlich stark ausgeprägt.
Mehr dazu in Abschnitt 2.1 im Buch
Aufgabe 2.2:
Findet Ihr auf Seite S. 60 des Buches
Das Ziel „Liquidität“ müsste eigentlich in „immer ausreichende Liquidität“ umbenannt werden. Es geht nicht um eine Maximierung der Liquidität, wie beim Ziel der Gewinn- oder Renditemaximierung. Manche sagen auch „Liquidität“ wäre eine Nebenbedingung für die Maximierung z.B. der Rendite. Da „Liquidität zu halten“ immer eine geringere Rendite als bei investiertem Geld bedeutet, führt eine Steigerung der Liquidität immer zu einer Senkung der Rentabilität.
Die drei wichtigsten Kenngrößen (die Liquiditätsgrade) folgen:
Ausgangspunkt ist bei allen die Summe der kurzfristigen Verbindlichkeiten (drei Monate), die im Nenner dieser Kenngrößen steht..
Bei der Liquidität 1. Grades wird der Zahlungsmittelbestand in Bezug zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt. Es gilt also.
Liquidität 1. Grades = Zahlungsmittelbestand / kurzfristige Verbindlichkeiten
Es wird natürlich schnell klar, dass diese Größe größer 1 sein sollte, damit die Verbindlichkeiten auch bezahlt werden können.
Bei der Liquidität 2. Grades kommen die kurzfristigen Forderungen hinzu, die erst noch zu Einzahlungen werden müssen.
Liquidität 2. Grades = (Zahlungsmittelbestand + kurzfristige Forderungen) / kurzfristige Verbindlichkeiten
Bei der Liquidität 3. Grades werden noch die Vorräte hinzugezählt, die im »Notfall« verkauft oder „verarbeitet“ werden müssen, um mit den daraus erzielten Einzahlungen die Verbindlichkeiten zu bezahlen.
Liquidität 3. Grades = (Zahlungsmittelbestand + kurzfristige Forderungen + Vorräte ) / kurzfristige Verbindlichkeiten
Diese „statischen“ Größen erfüllen nur ihren Zweck, wenn sie in einen Finanzplanung eingehen. Diese sollte täglich bzw. wöchentlich fortgeschrieben werden. So wird ersichtlich, ob sofort (Liquidität 1. Grades) ein Mangel an liquiden Mittel auftritt.
Vgl. hierzu auch den Abschnitt 2.3 im Buch.
Aufgabe 2.3
Was versteht man unter dem Begriff Rentabilität und welche Kennzahlen geben Auskunft darüber?
Eine zweite Größe zur Beurteilung des Unternehmenserfolgs ist die Gesamtkapitalrendite: \begin{equation}\mathrm{Gesamtkapitalrentabilität\ =\ }\frac{\mathrm{Gewinn+Fremdkapitalzinszahlung}}{\mathrm{Gesamtkapital}}\end{equation} Sie gibt Aufschluss, wie sich das gesamte eingesetzte Kapital (also Eigenkapital + Fremdkapital) verzinst.
vgl. auch Kapitel 2.4 und 2.5 im Buch Hier lohnt auch ein Blick auf den Leverage-Effekt.
Aufgabe 2.4:
Findet Ihr auf Seite S. 61
Aufgabe 2.5
Welcher Unterschied besteht zwischen sicheren und unsicheren Ereignissen? Was ist das Besondere an Entscheidungssituationen unter Risiko und was an Situationen unter Ungewissheit?
Kann man bei Unsicherheit Wahrscheinlickeiten (subjektive oder objektive) vorgeben, spricht man von Risiko. Kann man bei Unsicherheit auch keine Wahrscheinlichkeiten mehr vorgeben, dann nennt man diesen Zustand Ungewissheit. Ungewiss ist z.B. wann ein Taxi durch einen Schaden ausfällt. Dennoch kann man über die Zahlen aus der Vergangenheit, wie wie viele Tage Taxis aufgrund derartiger Vorkommnisse ruhen und keinen Umsatz erbringen.
vgl. auch Kapitel 2.6 im Buch
Aufgabe 2.6
Warum ist das Ziel der Unabhängigkeit wichtig für ein Unternehmen? Wodurch kann der Grad der Zielerreichung der Unabhängigkeit vermindert werden?
vgl. auch Kapitel 2.7 im Buch
Aufgabe 2.7
Was versteht man unter Zielharmonie, Zielneutralität und Zielkonflikt?
Zielneutralität beschreibt ein Verhältnis zwischen zwei Zielen, bei dem die Erreichen des einen Ziels die des anderen nicht tangiert. Wenn wir das Ziel haben die Eigenkapitalrentabilität zu erhöhen, können wir dies z.B. über die Erhöhung des Fremdkapitaleinsatzes erreichen. Hiervon wäre die Unabhängigkeit des Unternehmens im Sinne der Entscheidungsfreiheit nicht betroffen. Dies sähe schon anders aus, wenn wir die Entscheidungsmöglichkeiten wegen zusätzlichem Eigenkapital aufteilen müssten.
Zielkonflikte bestehen, wenn die Erreichung des einen Ziels die Erreichung eines anderen negativ tangiert. Viele der Ziele einer Unternehmung widersprechen sich und müssen gegeneinander abgewägt werden. Der häufigste Fall sind die Zielkonflikte: Hierzu lassen sich in Unternehmen, aber auch im privaten Bereich viele Beispiele finden. Räumt eine Unternehmung dem Ziel Liquidität hohe Priorität ein, dann wird es sehr viel liquide Mittel halten, um jederzeit zahlungsbereit zu sein. Diese Mittel können aber im Unternehmen nicht genutzt werden, so dass das Ziel einer möglichst hohen Rendite verletzt wird. Je höher die nicht-benötigten liquiden Reserven sind, desto höher ist die Verletzung des Ziels der Renditeerwirtschaftung. Im Privaten schließt möglicherweise der luxuriöse Sommer- und Winterurlaub den Kauf des neuen Cabrios aus und umgekehrt. Beide Ziele lassen sich – abhängig vom Einkommen und Vermögen – nicht gleichzeitig umsetzen.
vgl. auch Kapitel 2.8 im Buch