Stefan Klein, der Praktikant, sagt, dass dies gar nicht so schwer sei, wie er selber dachte. Wir schauen uns nochmal das Ergebnis der Schätzung des ß-Wertes an:

Die Regressionsgerade, die uns die Abhängigkeit der Renditen der Daimler AG vom DAX wiedergibt, lautet: $$ r_i=0,00179840 + 1,25543627\cdot r_M $$ Wir haben gesehen, dass der ß-Wert bei rund 1,25 liegt. Da wir die Gleichung für den ß-Wert (noch) nicht hergeleitet haben, können wir nicht wissen, dass das (systematische) Risiko des Marktes ßM auf 1 normiert wurde. Nun weiß ich aber immer noch nicht, warum dieses Risiko systematisches heißt, bemerkt Herr Meyer. Stefan führt aus, dass dies das Risiko ist, was alle Aktion betrifft. Und das unsystematische Risiko ist das Risiko, welches gewissermaßen die unternehmensspezifisch ist. Kannst Du mal ein Beispiel machen? Klein überlegt. Im Augenblick (Mai 2021) diskutiert man aufkommende Inflationserwartungen, die dazu führen könnten, dass die Zinsen steigen könnten. Dies könnte dann zwei weitere Effekte haben: zum einen wird die Finanzierung für die Unternehmen teurer und möglicherweise deshalb die Gewinne kleiner. Zum anderen kaufen Anleger weniger Aktien, da sie zinsbringende Anlagen, wie Anleihen, kaufen. Beides führt dazu, dass die Aktien und damit die Renditen aller Unternehmen betroffen sind. Zinsänderungen z.B. sind ein systematisches Risiko, da alle Unternehmen gleichzeitig davon betroffen sind. Systematische Risiken sind allgemeine Risiken für alle Unternehmen. Unsystematische Risiken betreffen einzelne Unternehmen – es sind individuelle Risiken. Wie er das nun wieder meine, wolle Frau Müller wissen. Wenn der Sommer verregnet ist, leiden besonders die Unternehmen, die Eis z.B. im Straßenverkauf anbieten. Wenn es im Sommer nicht regnet, leiden die Unternehmen in der Landwirtschaft wegen der Dürre betreiben. Ein später Frost schädigt die Wein- und Obstbauern, während andere Unternehmen überhaupt nicht betroffen sind. Die unsystematischen Risiken kann man an der Punktwolke erkennen:


Liegt das Bestimmtheitsmaß R2 nahe an 1, dann liegen alle Punkte nahe oder auf der Regressionsgerade und das unsystematische Risiko ist sehr klein.
Liegt das Bestimmtheitsmaß R2 nahe an 0, dann liegen alle Punkte weit von der Regressionsgerade entfernt und das unsystematische Risiko ist sehr groß. Bei R2 = 0, ist das unsystematische Risiko am größten.
Und wie war das beim ß-Wert, will Frau Müller nochmal wissen.
Ein ß-Wert von 1 bedeutet, dass das systematische Risiko der Aktie dem des Marktes gleicht, ß größer 1 heißt, dass das systematische Risiko größer als das des Marktes ist und für ß kleiner 1 ist es kleiner. Kann ß auch negativ sein, fragt Herr Meyer. Manchmal erhält man so ein Ergebnis. Dies kann aber nur kurzfristig sein: Da der Markt langfristig durchschnittlich positive Renditen abwirft, hieße dies für Aktien mit einem negativen ß, dass deren Eigenkapitalrenditen langfristig negativ wären. Dann müssten die Aktien allerdings vom Markt verschwinden, weil kein Anleger solche Aktien halten oder kaufen will.